Interview„Das PMO hilft, Verän­de­rungs­pro­jekte noch profes­sio­neller abzu­wi­ckeln“

Zum GJ 20/21 hat Stefan Angele die fachliche Leitung des PMO übernommen. Mit ihm haben wir uns über den Nutzen des PMO unterhalten und erfahren, was für die Zukunft noch geplant ist.

„Jedes zweite Projekt schei­tert“, „90% aller Groß­pro­jekte laufen nicht nach Plan“, „bei 75% aller Projekte zeigen sich Ressourcen­konflikte“, … diese und weitere Hiobs­bot­schaften spuckt Google nach einer kurzen Recherche aus. Als Gründe werden häufig mangel­hafte Kommu­ni­ka­tion, schlechte Vorbe­rei­tung und Planung sowie zu opti­mis­ti­sche Annahmen genannt.

Das muss nicht sein! Wir wollen es bei Uhlmann besser machen und haben aus diesem Grund ein Projekt­ma­nage­ment Office (PMO) für Veränderungs­projekte ins Leben gerufen.

Stefan Angele ist seit 2018 bei Uhlmann beschäf­tigt. Davor war er 10 Jahre für die Siemens AG im Busi­ness Deve­lo­p­ment tätig.
Herr Angele, fangen wir ganz von vorne an: Seit wann gibt es das PMO bei Uhlmann und was war der Auslöser zur Einfüh­rung?

Das PMO wurde bei Uhlmann vor ca. zwei Jahren etabliert. Es gab viele Treiber für die Einfüh­rung eines PMO. Zual­ler­erst sollten unter­neh­me­ri­sche Entschei­dungen auf Basis fundierter und aktu­eller Daten getroffen werden. Dafür ist es wichtig, z.B. Abhän­gig­keiten zwischen Projekten zu erkennen, einheit­liche Projekt­ma­nage­ment-Stan­dards anzu­legen und finan­zi­elle Projekt­de­tails mit der Jahres­pla­nung zu verknüpfen.

Nicht zuletzt machen unser fort­schrei­tendes Gruppen­wachstum und die dyna­mi­sche Entwick­lung von Märkten und Geschäfts­chancen es notwendig, an zentraler Stelle auf „das große Ganze“ zu blicken. So können wir die Orga­ni­sa­tion auf allen Ebenen optimal unter­stützen.

Ein PMO kann über den Erfolg der Projekt­landschaft entscheiden.

Stefan Angele

Wie ist das PMO bei Uhlmann orga­ni­sa­to­risch aufge­baut?

Das PMO ist in die Central Func­tion UBE (Stra­tegic Projects and Busi­ness Excel­lence) einge­bettet. Es gibt mich als fach­liche Leitung und vier Mitar­beiter, die in unter­schied­li­chen Rollen ans PMO ange­dockt sind z.B. als Key Account. Das sind direkte Ansprech­partner für Auftrag­geber und Projekt­leiter in den einzelnen Busi­ness Units und Berei­chen. Das PMO ist eng verzahnt mit dem Lean Manage­ment Office und dem Consul­ting, den anderen beiden Säulen der Einheit UBE.

 

Das PMO hilft beim Stan­dar­di­sieren von Methoden und Prozessen.
Können Sie uns bitte inhalt­lich eine bessere Vorstel­lung davon geben, was die Aufgaben des PMO sind?

Sehr gerne. Verein­facht gesagt: Im PMO legen wir den Grund­stein für profes­sio­nelles Einzel- und Multi­projekt­management. Wir stan­dar­di­sieren Methoden und Prozesse, schulen und beraten Mitar­beiter und schaffen Trans­pa­renz über das gesamte Projekt­portfolio hinweg.

Wir bringen die Projekte in einen Gesamt­zu­sam­men­hang und ordnen sie in ein Port­folio ein, um zum Beispiel auch Ressourcen­konflikte sichtbar zu machen. Das PMO ist ein zentraler Spar­rings­partner für das Projekt­ma­nage­ment bei Uhlmann.

Welchen Nutzen haben wir als Firma durch das PMO?
Michael Mrachacz, CSO

Stellen Sie sich eine Projekt­landschaft ohne PMO vor. Wir würden indi­vi­du­elle Projekt­freigaben sehen, unter­schied­liche Methoden und Templates, ein unein­heit­li­ches Berichts­wesen und am Ende wüsste niemand, was „sonst noch so läuft“. So würden wir keine Abhän­gig­keiten erkennen, könnten keine Prio­ri­täten setzen und hätten auch große Schwie­rig­keiten bei der Budge­tie­rung.

Das PMO hilft, Projekte noch profes­sio­neller abzu­wi­ckeln. Uns ist es wichtig, zentral Know-How aufzu­bauen, weiter­zu­geben und sicher­zu­stellen, dass alle Projekt­beteiligten dieselbe Sprache spre­chen. Es geht um das gute Gefühl, Projekte jeder­zeit im Griff zu haben.

In der Vergan­gen­heit hatten wir oft Heraus­for­de­rungen dabei, Abhän­gig­keiten zwischen Projekten zu erkennen und einheit­liche Quali­täts­stan­dards im Projekt­ma­nage­ment sicher­zu­stellen. Als zentrale Dreh­scheibe zwischen Geschäfts­füh­rung und allen Projekt­be­tei­ligten leistet das PMO einen wich­tigen Beitrag für die Orga­ni­sa­tion. Es hilft uns, quali­fi­zierte Entschei­dungen auf Basis umfang­rei­cher Infor­ma­tionen treffen zu können.

Michael Mrachacz, CSO

Was sind die wesent­li­chen Elemente eines PMO?

  1. Prozesse: Defi­ni­tion von Abläufen, Fest­le­gung von Aufgaben und Rollen, Verein­heit­li­chung und Verein­fa­chung des Projekt­ma­nage­ments
  2. Port­fo­lio­ma­nage­ment: Einord­nung aller Projekte in einen Gesamt­zusammenhang, Verknüp­fung der Projekte mit der Unter­neh­mens­stra­tegie, Prio­ri­sie­rung und Ressour­cen­steue­rung
  3. Projekt­con­trol­ling: Ermitt­lung und Verfol­gung von Projekt­ef­fekten (Soll vs. Ist)
  4. Kommu­ni­ka­tion: Befä­hi­gung der Orga­ni­sa­tion, Defi­ni­tion und Durch­füh­rung von Schu­lungen für Projekt­beteiligte, Kommu­ni­ka­tion von Nutzen, Bekannt­ma­chung von Ände­rungen
  5. Tools: Defi­ni­tion und Bereit­stel­lung von Hilfs­mit­teln für alle Projekt­be­tei­ligte
Welche Projekt­arten spielen für Sie im PMO eine Rolle?

Wir blicken auf soge­nannte Veränderungs­projekte. Damit sind alle Orga­ni­sa­tions- und alle Lean Six Sigma Projekte gemeint. Bei Organisations­projekten liegt der Schwer­punkt der Projekt­ar­beit meist darin, etwas „Neues“ zu erschaffen, zum Beispiel neue orga­ni­sa­to­ri­sche Struk­turen zu etablieren oder neue über­grei­fende Tools einzu­führen.

Bei Lean Six Sigma Projekten hingegen nehmen wir uns bestehende Prozesse vor und versu­chen diese konti­nu­ier­lich zu verbes­sern. Entwick­lungs- und Kunden­pro­jekte sind auf Grund unter­schied­li­cher Charak­te­ris­tika aktuell nicht im Fokus, aber auch dort konnten wir mithelfen um Prozesse und Stan­dards zu defi­nieren.

Sie haben vorhin das Lean Manage­ment Office (LMO) erwähnt. Wie sind das PMO und das LMO denn vonein­ander abzu­grenzen?

Beide Teams sind Spezia­listen für Projekt­ma­nage­ment, Unter­stützer für die Orga­ni­sa­tion und Ausbil­dungs- und Schulungs­instanzen. Das haben wir auf jeden Fall gemeinsam. Unsere Tätig­keiten sind eng mitein­ander abge­stimmt, nicht zuletzt durch die orga­ni­sa­to­ri­sche Veran­ke­rung von PMO und LMO in UBE. Die Unter­schiede liegen in den Details.

Unser Project­Plus-Prozess gilt für Orga­ni­sa­tions- und Lean Six Sigma Projekte glei­cher­maßen. Inhalt­lich werden die Unter­schiede aber insbe­son­dere in der Realisierungs­phase von Projekten sichtbar, z. B., was den Einsatz von Tools und Templates angeht. Das PMO schaut hier verstärkt auf Organisations­projekte und im LMO sitzen unsere Profis für alle Lean Six Sigma Projekte.

Uns ist es wichtig, dass insbe­son­dere Auftrag­geber und Projekt­leiter zu Beginn eines Projektes ein gemein­sames Verständnis erzielen.

Stefan Angele

Da möchte ich gleich einhaken: Was ist Project­Plus? Können Sie uns das bitte etwas genauer erläu­tern?

Natür­lich. Project­Plus ist unser interner Marken­name für den Projekt­management­prozess bei Uhlmann. Für alle Veränderungs­projekte ist dieser verbind­lich anzu­wenden. In den Prozess­phasen Einrich­tung, Planung, Reali­sie­rung und Über­gabe sind verschie­dene Fest­le­gungen getroffen worden, um Projekte noch besser und nach einheit­li­chen Stan­dards abwi­ckeln zu können.

Der Schwer­punkt liegt dabei klar auf den ersten beiden Projekt­phasen. Uns ist es wichtig, dass insbe­son­dere Auftrag­geber und Projekt­leiter zu Beginn eines Projektes ein gemein­sames Verständnis erzielen. Damit wird das Risiko mini­miert, in späteren Phasen gegen­steuern zu müssen. Unser Prozess mit all seinen Tools und Templates sorgt für Trans­pa­renz und Verbind­lich­keit und hilft allen Projekt­beteiligten, struk­tu­riert vorzu­gehen.

 

Das klingt nach viel Arbeit. Ist das nicht erheb­li­cher Mehr­auf­wand für das Projekt?

Ich gebe zu, auf den ersten Blick mag es so erscheinen. Aber an dieser Stelle möchte ich einen ganz wich­tigen Aspekt hervor­heben. Das PMO, die Formu­lare zur Projekt­anmeldung und die Frei­ga­be­pro­zesse sind kein Selbst­zweck. Alle unsere Akti­vi­täten folgen dem klaren Ziel, die Orga­ni­sa­tion best­mög­lich zu unter­stützen. Das schließt sowohl alle Projekt­be­tei­ligten als auch alle Management­ebenen mit ein.

Durch etwas mehr Aufwand am Anfang, wollen wir Blind­leis­tung oder unge­planten Aufwand in späteren Projekt­phasen redu­zieren. Stellen Sie sich einmal zwei Kapi­täne vor, die mit ihren Schiffen Kurs auf den Hafen nehmen wollen. Der erste Kapitän ist hoch­mo­ti­viert, will schnell nach Hause und fährt einfach in eine Rich­tung los. Der zweite Kapitän wartet einen Moment, checkt seine Karten und bespricht sich mit seinem ersten Offi­zier. Erst dann fährt er los. Welches Schiff wird wohl zuerst im Hafen ankommen?

Wie starte ich ein Projekt?

  1. Beschaf­fung von Infor­ma­tionen auf den UBE-Confluence-Seiten (z.B. Bedie­nungs­an­lei­tung)
  2. Kontakt­auf­nahme mit dem PMO (z.B. mit dem zustän­digen Key Account)
  3. Klärung des Hinter­grunds und des Projekt­um­fangs
  4. Befül­lung defi­nierter Projekt­un­ter­lagen (z.B. Mandat und Projekt­ab­schät­zung)
  5. Abstim­mung zwischen Auftrag­geber und Projekt­lei­tung
  6. Einbringen der Projekt­un­ter­lagen in rele­vanten Entschei­dungs­gre­mien (EG1 und EG2)
Wo können unsere Mitar­beiter weitere Infor­ma­tionen zum PMO bekommen?

Wir haben eine neue Confluence-Seite für UBE aufge­baut, dort finden inter­es­sierte Kollegen viele Infor­ma­tionen rund um das PMO, unseren Prozess, die Tools und kommende Schu­lungen. Gleich auf der ersten Seite ist unsere Bedie­nungs­an­lei­tung als PDF hinter­legt. Diese enthält die wich­tigsten Infor­ma­tionen und Check­listen für Orga­ni­sa­tions- und Lean Six Sigma Projekte in kompri­mierter Form.

Auf unseren Seiten finden Sie außerdem alle rele­vanten Ansprech­partner. Bei Fragen oder Feed­back möchte ich alle Kollegen ermu­tigen, mich und mein Team auch jeder­zeit gerne direkt anzu­spre­chen.

 

 
Mehr Infos gibt es auf unserer Confluence-Seite
 
Was sind ihre Pläne für die Zukunft des PMO?

Wir sind schon sehr zufrieden mit dem was wir erreicht haben, wollen und dürfen aber nicht still­stehen. Meine Lean-Kollegen werden mir beipflichten: es gibt immer Ansatz­punkte für Verbes­se­rungen. In diesem Geschäfts­jahr ist es uns z.B. wichtig, unseren Prozess gemeinsam mit unseren internen Kunden weiter zu verbes­sern, das Portfolio­management tiefer in der Orga­ni­sa­tion zu veran­kern und unser Schulungs­angebot zu erwei­tern.

Unser größtes Projekt ist aber wahr­schein­lich die unter­neh­mens­weite Einfüh­rung einer neuen Soft­ware für Einzel­pro­jekt- und Multiprojekt­management. Hier prüfen wir verschie­dene Optionen, auch gemeinsam mit unseren Projekt­lei­tern. Sie sehen, wir haben viel geplant und es bleibt weiterhin span­nend.

Herr Angele, vielen Dank für das infor­ma­tive Inter­view. Wir wünschen Ihnen und ihren Kollegen viel Erfolg mit dem PMO.
Besser dank Ihnen!
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