
„Jedes zweite Projekt scheitert“, „90% aller Großprojekte laufen nicht nach Plan“, „bei 75% aller Projekte zeigen sich Ressourcenkonflikte“, … diese und weitere Hiobsbotschaften spuckt Google nach einer kurzen Recherche aus. Als Gründe werden häufig mangelhafte Kommunikation, schlechte Vorbereitung und Planung sowie zu optimistische Annahmen genannt.
Das muss nicht sein! Wir wollen es bei Uhlmann besser machen und haben aus diesem Grund ein Projektmanagement Office (PMO) für Veränderungsprojekte ins Leben gerufen.

Herr Angele, fangen wir ganz von vorne an: Seit wann gibt es das PMO bei Uhlmann und was war der Auslöser zur Einführung?
Das PMO wurde bei Uhlmann vor ca. zwei Jahren etabliert. Es gab viele Treiber für die Einführung eines PMO. Zuallererst sollten unternehmerische Entscheidungen auf Basis fundierter und aktueller Daten getroffen werden. Dafür ist es wichtig, z.B. Abhängigkeiten zwischen Projekten zu erkennen, einheitliche Projektmanagement-Standards anzulegen und finanzielle Projektdetails mit der Jahresplanung zu verknüpfen.
Nicht zuletzt machen unser fortschreitendes Gruppenwachstum und die dynamische Entwicklung von Märkten und Geschäftschancen es notwendig, an zentraler Stelle auf „das große Ganze“ zu blicken. So können wir die Organisation auf allen Ebenen optimal unterstützen.
Ein PMO kann über den Erfolg der Projektlandschaft entscheiden.
Stefan Angele
Wie ist das PMO bei Uhlmann organisatorisch aufgebaut?
Das PMO ist in die Central Function UBE (Strategic Projects and Business Excellence) eingebettet. Es gibt mich als fachliche Leitung und vier Mitarbeiter, die in unterschiedlichen Rollen ans PMO angedockt sind z.B. als Key Account. Das sind direkte Ansprechpartner für Auftraggeber und Projektleiter in den einzelnen Business Units und Bereichen. Das PMO ist eng verzahnt mit dem Lean Management Office und dem Consulting, den anderen beiden Säulen der Einheit UBE.

Können Sie uns bitte inhaltlich eine bessere Vorstellung davon geben, was die Aufgaben des PMO sind?
Sehr gerne. Vereinfacht gesagt: Im PMO legen wir den Grundstein für professionelles Einzel- und Multiprojektmanagement. Wir standardisieren Methoden und Prozesse, schulen und beraten Mitarbeiter und schaffen Transparenz über das gesamte Projektportfolio hinweg.
Wir bringen die Projekte in einen Gesamtzusammenhang und ordnen sie in ein Portfolio ein, um zum Beispiel auch Ressourcenkonflikte sichtbar zu machen. Das PMO ist ein zentraler Sparringspartner für das Projektmanagement bei Uhlmann.
Welchen Nutzen haben wir als Firma durch das PMO?

Stellen Sie sich eine Projektlandschaft ohne PMO vor. Wir würden individuelle Projektfreigaben sehen, unterschiedliche Methoden und Templates, ein uneinheitliches Berichtswesen und am Ende wüsste niemand, was „sonst noch so läuft“. So würden wir keine Abhängigkeiten erkennen, könnten keine Prioritäten setzen und hätten auch große Schwierigkeiten bei der Budgetierung.
Das PMO hilft, Projekte noch professioneller abzuwickeln. Uns ist es wichtig, zentral Know-How aufzubauen, weiterzugeben und sicherzustellen, dass alle Projektbeteiligten dieselbe Sprache sprechen. Es geht um das gute Gefühl, Projekte jederzeit im Griff zu haben.
In der Vergangenheit hatten wir oft Herausforderungen dabei, Abhängigkeiten zwischen Projekten zu erkennen und einheitliche Qualitätsstandards im Projektmanagement sicherzustellen. Als zentrale Drehscheibe zwischen Geschäftsführung und allen Projektbeteiligten leistet das PMO einen wichtigen Beitrag für die Organisation. Es hilft uns, qualifizierte Entscheidungen auf Basis umfangreicher Informationen treffen zu können.
Michael Mrachacz, CSO
Was sind die wesentlichen Elemente eines PMO?
- Prozesse: Definition von Abläufen, Festlegung von Aufgaben und Rollen, Vereinheitlichung und Vereinfachung des Projektmanagements
- Portfoliomanagement: Einordnung aller Projekte in einen Gesamtzusammenhang, Verknüpfung der Projekte mit der Unternehmensstrategie, Priorisierung und Ressourcensteuerung
- Projektcontrolling: Ermittlung und Verfolgung von Projekteffekten (Soll vs. Ist)
- Kommunikation: Befähigung der Organisation, Definition und Durchführung von Schulungen für Projektbeteiligte, Kommunikation von Nutzen, Bekanntmachung von Änderungen
- Tools: Definition und Bereitstellung von Hilfsmitteln für alle Projektbeteiligte
Welche Projektarten spielen für Sie im PMO eine Rolle?
Wir blicken auf sogenannte Veränderungsprojekte. Damit sind alle Organisations- und alle Lean Six Sigma Projekte gemeint. Bei Organisationsprojekten liegt der Schwerpunkt der Projektarbeit meist darin, etwas „Neues“ zu erschaffen, zum Beispiel neue organisatorische Strukturen zu etablieren oder neue übergreifende Tools einzuführen.
Bei Lean Six Sigma Projekten hingegen nehmen wir uns bestehende Prozesse vor und versuchen diese kontinuierlich zu verbessern. Entwicklungs- und Kundenprojekte sind auf Grund unterschiedlicher Charakteristika aktuell nicht im Fokus, aber auch dort konnten wir mithelfen um Prozesse und Standards zu definieren.
Sie haben vorhin das Lean Management Office (LMO) erwähnt. Wie sind das PMO und das LMO denn voneinander abzugrenzen?
Beide Teams sind Spezialisten für Projektmanagement, Unterstützer für die Organisation und Ausbildungs- und Schulungsinstanzen. Das haben wir auf jeden Fall gemeinsam. Unsere Tätigkeiten sind eng miteinander abgestimmt, nicht zuletzt durch die organisatorische Verankerung von PMO und LMO in UBE. Die Unterschiede liegen in den Details.
Unser ProjectPlus-Prozess gilt für Organisations- und Lean Six Sigma Projekte gleichermaßen. Inhaltlich werden die Unterschiede aber insbesondere in der Realisierungsphase von Projekten sichtbar, z. B., was den Einsatz von Tools und Templates angeht. Das PMO schaut hier verstärkt auf Organisationsprojekte und im LMO sitzen unsere Profis für alle Lean Six Sigma Projekte.
Uns ist es wichtig, dass insbesondere Auftraggeber und Projektleiter zu Beginn eines Projektes ein gemeinsames Verständnis erzielen.
Stefan Angele
Da möchte ich gleich einhaken: Was ist ProjectPlus? Können Sie uns das bitte etwas genauer erläutern?
Natürlich. ProjectPlus ist unser interner Markenname für den Projektmanagementprozess bei Uhlmann. Für alle Veränderungsprojekte ist dieser verbindlich anzuwenden. In den Prozessphasen Einrichtung, Planung, Realisierung und Übergabe sind verschiedene Festlegungen getroffen worden, um Projekte noch besser und nach einheitlichen Standards abwickeln zu können.
Der Schwerpunkt liegt dabei klar auf den ersten beiden Projektphasen. Uns ist es wichtig, dass insbesondere Auftraggeber und Projektleiter zu Beginn eines Projektes ein gemeinsames Verständnis erzielen. Damit wird das Risiko minimiert, in späteren Phasen gegensteuern zu müssen. Unser Prozess mit all seinen Tools und Templates sorgt für Transparenz und Verbindlichkeit und hilft allen Projektbeteiligten, strukturiert vorzugehen.

Das klingt nach viel Arbeit. Ist das nicht erheblicher Mehraufwand für das Projekt?
Ich gebe zu, auf den ersten Blick mag es so erscheinen. Aber an dieser Stelle möchte ich einen ganz wichtigen Aspekt hervorheben. Das PMO, die Formulare zur Projektanmeldung und die Freigabeprozesse sind kein Selbstzweck. Alle unsere Aktivitäten folgen dem klaren Ziel, die Organisation bestmöglich zu unterstützen. Das schließt sowohl alle Projektbeteiligten als auch alle Managementebenen mit ein.
Durch etwas mehr Aufwand am Anfang, wollen wir Blindleistung oder ungeplanten Aufwand in späteren Projektphasen reduzieren. Stellen Sie sich einmal zwei Kapitäne vor, die mit ihren Schiffen Kurs auf den Hafen nehmen wollen. Der erste Kapitän ist hochmotiviert, will schnell nach Hause und fährt einfach in eine Richtung los. Der zweite Kapitän wartet einen Moment, checkt seine Karten und bespricht sich mit seinem ersten Offizier. Erst dann fährt er los. Welches Schiff wird wohl zuerst im Hafen ankommen?
Wie starte ich ein Projekt?
- Beschaffung von Informationen auf den UBE-Confluence-Seiten (z.B. Bedienungsanleitung)
- Kontaktaufnahme mit dem PMO (z.B. mit dem zuständigen Key Account)
- Klärung des Hintergrunds und des Projektumfangs
- Befüllung definierter Projektunterlagen (z.B. Mandat und Projektabschätzung)
- Abstimmung zwischen Auftraggeber und Projektleitung
- Einbringen der Projektunterlagen in relevanten Entscheidungsgremien (EG1 und EG2)
Wo können unsere Mitarbeiter weitere Informationen zum PMO bekommen?
Wir haben eine neue Confluence-Seite für UBE aufgebaut, dort finden interessierte Kollegen viele Informationen rund um das PMO, unseren Prozess, die Tools und kommende Schulungen. Gleich auf der ersten Seite ist unsere Bedienungsanleitung als PDF hinterlegt. Diese enthält die wichtigsten Informationen und Checklisten für Organisations- und Lean Six Sigma Projekte in komprimierter Form.
Auf unseren Seiten finden Sie außerdem alle relevanten Ansprechpartner. Bei Fragen oder Feedback möchte ich alle Kollegen ermutigen, mich und mein Team auch jederzeit gerne direkt anzusprechen.

Mehr Infos gibt es auf unserer Confluence-Seite
Was sind ihre Pläne für die Zukunft des PMO?
Wir sind schon sehr zufrieden mit dem was wir erreicht haben, wollen und dürfen aber nicht stillstehen. Meine Lean-Kollegen werden mir beipflichten: es gibt immer Ansatzpunkte für Verbesserungen. In diesem Geschäftsjahr ist es uns z.B. wichtig, unseren Prozess gemeinsam mit unseren internen Kunden weiter zu verbessern, das Portfoliomanagement tiefer in der Organisation zu verankern und unser Schulungsangebot zu erweitern.
Unser größtes Projekt ist aber wahrscheinlich die unternehmensweite Einführung einer neuen Software für Einzelprojekt- und Multiprojektmanagement. Hier prüfen wir verschiedene Optionen, auch gemeinsam mit unseren Projektleitern. Sie sehen, wir haben viel geplant und es bleibt weiterhin spannend.
Herr Angele, vielen Dank für das informative Interview. Wir wünschen Ihnen und ihren Kollegen viel Erfolg mit dem PMO.
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