Interview-PorträtNur die beste Qualität im Kopf

Seit Januar 2020 heißt unser Head of Quality Management Clemens Rehbein. Wir stellen ihn mit diesem Interview vor.

Kurz-Biografie

Clemens Rehbein ist schon seit mehr als 20 Jahren Quali­täts­leiter – unter anderem für Cabrio-Dächer der Corvette oder des Opel GT, aber auch für Sanofis Insu­lin­pens und Asthma-Inha­la­toren von Orion und GSK, sowie für das Elek­tronik-Geschäfts­feld von TRUMPF welt­weit. Seit Januar 2020 ist er bei Uhlmann. Auslands­er­fah­rung hat er unter anderem in den USA, Japan und Mexiko gesam­melt. Der Luft- und Raum­fahrt­in­ge­nieur war 10 Jahre bei der Bundes­wehr in verschie­denen Funk­tionen – sogar mal als Waffen­in­spektor für die OSZE.

Herr Rehbein, wie kamen Sie zu Uhlmann?

Mich hat tatsäch­lich jemand ange­spro­chen, als ich noch bei Voith war. Ich habe mir Uhlmann dann ange­schaut und deut­liche Paral­lelen zwischen der Philo­so­phie bei Uhlmann und beispiels­weise TRUMPF gesehen, wo ich ja eben­falls 6 Jahre gear­beitet habe. Das hat mich sehr ange­spro­chen. Ich finde es eine tolle Sache, wenn der Eigen­tümer wirk­lich noch auf das Unter­nehmen Einfluss nimmt, wie es die Familie Uhlmann tut.

Was ist Ihre Aufgabe im Unter­nehmen?

Meine Aufgabe ist es, sicher­zu­stellen, dass die Qualität unserer Produkte und Prozesse unsere Kunden begeis­tert. Diese Verant­wor­tung teile ich mir mit den BU-Leitern. Es geht mir darum, zu begleiten, nicht nur Fest­steller zu sein, sondern auch Absteller – ganz nach der Maxime: Ein gutes Produkt entsteht aus einem guten Prozess.

Ein Beispiel: Wir hatten wieder­holt Kurz­schlüsse an einem Bauteil der Siegel­hei­zung. Mit der Methode konnten wir sehen, dass die Ursache dafür bereits in der Planung lag. So konnten wir den Fehler nach­haltig besei­tigen.

Das heißt konkret, dass wir den „Kunden­schmerz“ trans­pa­rent machen, dessen nach­hal­tige Besei­ti­gung voran­treiben und zukünf­tige Entschei­dungen zu Produkten und Prozessen so lenken, dass dies nicht mehr vorkommt. Qualität wird dabei immer vom Kunden gemessen. Das ist wie bei der Part­ner­suche:
Sie können von sich glauben, ein „toller Hecht“ zu sein. Entscheiden tun das aber andere.

Womit beschäf­tigen Sie sich zurzeit?

Wir setzen seit dem Sommer eine Methode konse­quenter ein, mit dem wir Fehler nach­haltig besei­tigen, konkret die soge­nannten „8D´s“*. Das ist ein durch­ge­hender Prozess, den wir stetig verbes­sern.

Ist Ihr Job, die Qualität zu sichern, in Zeiten von Corona schwie­riger geworden?

Es hilft, wenn man sich in die Augen schauen kann, gerade weil es bei uns stark auf Kommu­ni­ka­tion ankommt. Wir müssen uns das Vertrauen der Kollegen ja erst erar­beiten, wenn wir die Leute mitnehmen wollen. Leider passiert das zurzeit gerade nur digital, was schade ist.

Wir arbeiten auch daran, grup­pen­weit soge­nannte QPIs (Quality Perfor­mance Indi­ca­tors) aufzu­bauen, so dass wir alle das gleiche messen und sehen. Dafür haben wir das SAC-System, in das sich jeder Mitar­beiter einloggen kann. So sieht er, wo wir quali­täts­mäßig stehen. Und nur wer weiß, wo er steht, kommt dahin, wo er will. Darüber hinaus widmen wir uns der Stär­kung der Liefe­ran­ten­qua­lität durch klare Bewer­tungen, gute Audits und inten­sive Betreuung. Wer gute Teile will, muss beim Liefe­ranten auch Flagge zeigen. Außerdem helfen wir unseren Kollegen in Polen, die Qualität zu verbes­sern und wollen das künftig auch in anderen Stand­orten tun.

Ich vertiefe mich zwar oft und gern in Analysen, aber führe auch viele Gespräche mit Mitar­bei­tern und Kollegen. Wir sind mit unserem Prozess­ma­nage­ment ja die Archi­tekten der Zusam­men­ar­beit im Unter­nehmen. Da ist Corona schon ein Hindernis, aber nicht unüber­wind­lich.

Sie haben vor Kurzem ihr erstes Kunden-Audit bei Uhlmann mitge­macht. Wie war das?

Es war sehr inter­es­sant, weil es komplett online statt­fand. Unser Kunde sitzt in Däne­mark und weiß aus der Vergan­gen­heit genau, wo wir unsere Schwach­stellen haben. Wir als Uhlmann haben uns aber sehr gut geschlagen und das Ergebnis kann sich sehen lassen. So ein Audit ist eine gute Sache, weil der Kunde Uhlmann in eine rich­tige Rich­tung lenkt und wir als „Quali­täter“ die Chance haben, unsere Orga­ni­sa­tion zu vertei­digen. So werden wir nochmal anders wahr­ge­nommen als nur als „Typen, die um die Ecke kommen und rummä­keln“.

Was haben Sie sich für die Zukunft vorge­nommen?

Wir müssen zukünftig mehr in den Entwick­lungs­pro­zess rein. Fehler, die wir dort schon machen, müssen wir dort auch elimi­nieren. Dazu hat die Quali­täts­ab­tei­lung den Über­blick über die Feld­fehler und kann den Fokus liefern. Außerdem sähe ich es gern, wenn wir auch bei QM moderner würden, was etwa Prozess­be­schrei­bungen angeht. Jeder nutzt YouTube, wir sind mit unseren Arbeits­an­wei­sungen gedank­lich immer noch beim Papier, auch wenn das digital abge­legt ist. Ich fände es toll, wenn wir es lang­fristig schaffen würden, dass beispiels­weise der Chef einer Abtei­lung in einem kurzen Video erklärt, worauf es bei einem Prozess ankommt. Das schafft Verbind­lich­keit, ist kurz­weilig und steht daher auf meiner Wunsch­liste.

Zum Schluss noch etwas Privates. Wie gestalten Sie Ihre Frei­zeit?

Musik ist sehr wichtig in meinem Leben. Einmal die Woche gehe ich mit meiner Frau im Verein tanzen. Außerdem singe ich noch in einem Chor und stand früher in einer Band und in Musi­cals auf der Bühne.

Herr Rehbein beim Laien­theater - noch vor Corona.

In einer Band steht Clemens Rehbein am Mikrofon...

... und spielt Gitarre. Aller­dings dürfen wegen Corona derzeit keine Proben statt­finden.

Wie würden Sie sich selbst in drei Worten beschreiben?

Kommu­ni­kativ, struk­tu­riert und fordernd.

Vielen Dank, Herr Rehbein!

 

Werk­zeug der nach­hal­tigen Fehler­be­sei­ti­gung: Was sind die 8 D´s?

Werk­zeug der nach­hal­tigen Fehler­be­sei­ti­gung: Was sind die 8 D´s?

1. Team defi­nieren, das gemeinsam den Fehler besei­tigt
2. Problem und Fehler genau beschreiben.
3. Sofort­maß­nahmen ergreifen: Kunden schützen und seinen Schaden eindämmen.
4. Tiefe Ursa­chen­ana­lyse durch fünf Mal „Warum?“ fragen. Was steckt hinter den Symptomen?
5. Dauer­haft Ursache korri­gieren. So tritt der Fehler nicht mehr auf.
6. Wirk­sam­keits­prü­fung: Bringt die dauer­hafte Korrektur wirk­lich das, was wir uns erhofft hatten?
7. Wo können wir das Erreichte stan­dar­di­sieren und Gelerntes für andere Produkte oder Prozesse nutzen?
8. Das Top Manage­ment würdigt den Team-Erfolg.

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