Herr Buschmann, erzählen Sie einmal, wie kamen Sie dazu, den Ruhestand gegen die Schulbank zu tauschen?
Als es ca. 2018 in großen Schritten auf meinen Ruhestand zuging, hatte ich mir Gedanken gemacht über die Zeit nach meinem aktiven Arbeitsleben. Backen war schon immer mein Hobby und meine Leidenschaft. Daher half ich hin und wieder im Backhaus bei den Backhausfreunden in Loßburg oder bei Vorführungen für Schüler und Feriengäste im Gemeindebackhaus in Alpirsbach aus. So kam eins zum anderen und mein Freund, der Bäckermeister und Berufsschullehrer ist, bot mir eine Ausbildung an der Heinrich-Schickhart-Schule in Freudenstadt für das Bäckerhandwerk an. Und so begann ich mit 60 Jahren meine Bäckerlehre, auf eigene Faust und Kosten und ohne Ausbildungsbetrieb.
Das klingt spannend. Was war denn Ihre Motivation dahinter?
Zum einen meine unglaubliche Freude am Backen. Aber auch dass mir viel daran liegt, die alte Tradition des Brotbackens weiterzugeben und weiterzuführen. Das war aber nicht der einzige Grund: Ich wollte damit auch ein Zeichen setzen und all denjenigen Hoffnung machen, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder langzeitarbeitslos sind. Es ist nie zu spät.
Ich wollte damit auch ein Zeichen setzen und all denjenigen Hoffnung machen, die ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder langzeitarbeitslos sind. Es ist nie zu spät.
Dirk Buschmann
Großartige Ansätze. Und wie bekamen Sie die Schule, das theoretische und praktische Lernen und Ihren Beruf bei KOCH unter einen Hut?
Durch die Arbeitszeitreduzierung bei KOCH hatte ich den Freitag frei und konnte die Berufsschule besuchen. Die Prüfungsbögen habe ich in meinem Urlaub an der Mosel durchgearbeitet. Für die Wochenenden hatte ich praktische Hausaufgaben, die ich in meiner Backstube durchgearbeitet hatte. So konnte ich nach einem Jahr die theoretische Prüfung ablegen und kurz darauf auch die praktische Prüfung vor der Handwerkskammer in Reutlingen.
Und danach? Wie ging oder besser gesagt geht es weiter?
Da es sich um ein Handwerk handelt, benötigte ich einen Meisterbrief für das Betreiben einer Bäckerei. Da die Meisterprüfung einem über 50-Jährigen nicht mehr gewährt wird, muss man eine Ausnahmebewilligung beantragen, den sogenannten „kleinen Meisterbrief“. Damit erfolgt ein Eintrag in die Handwerksrolle und man darf alles außer Ausbilden und sich einen Meister nennen.
Was war Ihr Highlight auf diesem Weg und wie geht es nun weiter?
Ein tolles Gefühl war es, als 60-Jähriger mit jugendlichen Azubis die Berufsschule zu besuchen, ich war ein echter Exot in diesem Jahrgang. Aber auch die Gesellenprüfung zu bestehen und erfolgreich die Prüfung für die Ausnahmebewilligung abzulegen. Und im Juli 2021 habe ich meinen langersehnten Wunsch erfüllt und in Alpirsbach eine kleine „Slow Baking“-Bäckerei namens „Buschi Beck“ eröffnet. Beim „Slow Baking“ werden die Teige über viele Stunden, sogar mehrere Tage lang geführt. Dadurch bilden sich besondere Aromen und Enzyme und das Gebäck wird länger haltbar, ganz nach alter Tradition. Allerdings öffne ich nur samstags, ich möchte ja trotz Hobby meinen Ruhestand noch genießen können …
Das klingt sehr vielversprechend! Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute, viel Erfolg und gutes Backen!
Dirk Buschmann, ehemals Technischer Redakteur in der Dokumentation Alter: 64 Jahre Familie: verheiratet und drei Kinder Hobbys: Wandern und natürlich das Backen Bei KOCH: vom 15. Juli 2001 bis 31. Juli 2020 Das würde ich gerne noch erreichen: einige gesunde Jahre im Ruhestand genießen.
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