Deutsche Meisterschaft 2019: Morris Voldenauer befindet sich im Halbfinale. Er rast um die Kurven, nimmt Rampe um Rampe fehlerfrei – einmal langsam, einmal schnell. Plötzlich streift ihn ein anderes Auto, er kommt aus der Bahn und erwischt die Rampe nicht wie gewollt. Das Auto überschlägt sich. Totalschaden.
Doch der Fahrer ist zum Glück völlig unverletzt. Denn Morris Voldenauer steuert sein Auto aus sicherer Entfernung. „Das ist einer der großen Vorteile bei Minicar-Rennen“, sagt er. „Man gefährdet sich nicht selbst.“ Um die 100 Fahrer jeden Alters nehmen mit ihren etwa 40 mal 30 Zentimeter großen Minicars an den Rennen teil. Sie stehen dabei auf einer Erhöhung neben der Bahn und lenken die Autos mit einer Fernbedienung. Neben den Kurven sind die Sprünge die größte Herausforderung.
Über mich
Name: Morris Voldenauer
Funktion: Service Engineer
Geburtsort: Ulm
Hobbys: Minicar-Rennen, Ski fahren, klettern
Ort: Zentrale in Laupheim
Bei Uhlmann seit 2015
„Im Training übt man, vor welcher Rampe man beschleunigen muss, damit man genug Schwung für die nächste Hürde hat und wo es besser ist, vorher abzubremsen, um sicher zu landen“, erklärt er. Denn das höchste Ziel lautet: Nicht das Auto schrotten. Schließlich sind die Wettkampfautos teuer, mindestens 2.000 Euro muss man rechnen.
Lieblingsrennstrecke in Laupheim
Morris Voldenauer packte 2010 das Minicar-Fieber. „Ein guter Freund von mir hat ein Modellauto zu Weihnachten bekommen“, erzählt er. „Mit dem sind wir auf dem Parkplatz rumgefahren. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir sofort ein eigenes gekauft habe.“ Doch der Parkplatz reichte ihm nicht lange: Beim Mini-Car-Club (MCC) Laupheim fand er seine Lieblingsrennstrecke: „Sie ist relativ lang, hat viele Sprünge und liegt schön im Grünen“, schwärmt er. Inzwischen ist er sogar Jugendwart und Mitglied der Vorstandschaft beim MCC.
Etwa zehn bis 15 Rennen pro Jahr fährt Voldenauer. Inzwischen hat er zwei Autos: eines mit Verbrennungsmotor und eines mit Elektroantrieb. Im Sommer ist er mit ihnen zwei- bis dreimal monatlich in unterschiedlichen Städten in Deutschland am Start, im Winter gibt es weniger Rennen. 2016 und 2017 wurde der 21-Jährige baden-württembergischer Meister, in diesem Jahr qualifizierte er sich trotz Unfall auch erstmals für die europäische Meisterschaft in Valencia im Juni 2019: „Es war immer mein größtes Ziel da einmal mitzufahren.“
Auch beruflich ist Voldenauer viel unterwegs. Als Service Engineer repariert er Flaschenfüller in ganz Europa. Nach seiner Ausbildung zum Mechatroniker wechselte er Anfang 2019 in den Service. „Viele trauen sich nicht zu, direkt nach der Ausbildung allein in andere Länder zu reisen und auf Englisch Probleme mit Kunden zu diskutieren“, sagt er. „Doch mich hat genau diese Herausforderung gereizt.“
Das Feld von hinten aufrollen
An den Minicar-Rennen gefällt ihm der Wettbewerb mit anderen am besten. Und der läuft wie folgt ab: Zuerst gibt es Vorläufe, bei denen jeder Fahrer versucht, in fünf Minuten so viele Runden wie möglich zu drehen. Auf dieser Basis werden etwa zwölf Fahrer auf gleichem Niveau identifiziert, die dann gegeneinander fahren. Die besten daraus dürfen mit ins nächste Rennen, bei dem wieder die Top-Platzierten weiter gelassen werden. So können Fahrer das Feld von ganz hinten aufrollen. Ein Minicar-Rennen dauert in der Regel ein ganzes Wochenende. Doch auch zuhause verlangen die kleinen Flitzer Voldenauers Aufmerksamkeit. Hier muss er regelmäßig ihr Öl oder ihre Reifen wechseln, Kugellager tauschen und sie vom Staub befreien. „Jeder Teilnehmer verwendet andere Komponenten, baut sein Auto anders auf und baut sich so sein ganz individuelles Modell“, sagt Voldenauer. „Mir gefällt gut, dass Minicar-Rennen mit so viel Technik verbunden sind– genau wie mein Job.“
Training in Weiden
Verpassen Sie keine Geschichte!
Abonnieren Sie jetzt den pactuell-Newsletter und erhalten Sie Infos zu neuen Artikeln direkt in Ihr E-Mail-Postfach:
Informationen zum Abo und zum Datenschutz finden Sie hier.