Es war eine Umstellung für Hedwig Uhlmann. Als die pactuell gerade digital geworden war, ließ sie sich die Artikel gerne noch ausdrucken. Doch inzwischen liest sie auch online an ihrem IPad, was ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schreiben und treiben. Sich umzustellen, das hat Hedwig Uhlmann in den vergangenen Jahren gelernt. Oder besser: sich einzustellen auf Neues. Denn unter Umständen hat man auf Umstellungen keinen Einfluss – auf die Einstellung dazu schon.

pactuell: Frau Uhlmann, nachdem sie die Schule beendet hatten, begannen Sie 1953 bei der gerade einmal fünf Jahre alten und 20 Mitarbeiter starken Firma Uhlmann in der Mittelstraße in Laupheim eine kaufmännische Ausbildung. Wie kam es dazu?
Hedwig Uhlmann: Nach dem Schulabschluss auf dem Gymnasium bewarb ich mich um eine kaufmännische Lehrstelle bei Uhlmann. 1953 waren die Lehrstellen sehr rar und da freute ich mich über eine Zusage von Uhlmann.

Hedwig Uhlmann erlebt mit, wie die Firma wächst. Der Umzug in den Neubau in der Uhlandstraße im Jahre 1956 ist eine ihrer Lieblingserinnerungen, denn das Arbeiten in der Mittelstraße empfand sie als „beengt und nicht sehr ansprechend“. Auch die junge Frau entwickelt sich weiter, wird Abteilungsleiterin für Gießformen und Sekretärin von Josef Uhlmann, Firmengründer und alsbald auch Schwiegervater.
Ihren Mann Friedrich Uhlmann und künftigen Firmeninhaber lernt sie in der Firma kennen und lieben. Sie heiraten, bekommen zwei Kinder – doch aus der Firma zieht sich Frau Uhlmann trotzdem nicht zurück: Vom Familiensitz aus unterstützt sie ihren Mann mit Ratschlägen und hält ihm den Rücken frei.
Die gravierendste Veränderung, der Hedwig Uhlmann begegnen muss, ist der Tod ihres Mannes Friedrich Uhlmann 1994. „Ein schrecklicher Schicksalsschlag und ein unheimlich großer Verlust“, sagt sie noch heute. Er hatte das Unternehmen von seinem Vater Josef Uhlmann 1968 übernommen. Hedwig Uhlmann weiß daher, was es heißt, ein Unternehmen zu leiten. Doch für den Schritt, es selbst zu tun, braucht es Mut und Motivation.

pactuell: Frau Uhlmann, Sie hätten die Firma Uhlmann verkaufen können. Warum entschieden Sie sich dazu, das Unternehmen in Familienhand zu behalten und den Vorsitz des Aufsichtsrates zu übernehmen?
Hedwig Uhlmann: Ein Verkauf hätte das Lebenswerk meines Mannes zerstört. Uhlmann Pac-Systeme ist für unsere Familie und für die Angestellten mehr als nur eine Firma. Das in fremde Hände zu geben, brachte ich nicht über mich. Deshalb machten wir weiter, die damals 490 Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter, die drei Geschäftsführer und ich.
Weitermachen ist untertrieben für eine, die beispielsweise innerhalb ihrer ersten vier Jahre als Aufsichtsratsvorsitzende Tochtergesellschaften in Brasilien, Großbritannien, Schweden und Singapur gründet. Aber Hedwig Uhlmann geht nicht gern hausieren mit Erreichtem. Bescheiden zu bleiben und sich nicht zu wichtig nehmen, gehört für sie zu den Aufgaben einer Unternehmerin. Die Entwicklung des Unternehmens spricht ja für sich.
pactuell: Wie schafften Sie es nach dem Tod Ihres Mannes, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen und die Firma als Aufsichtsratsvorsitzende weiterzuführen? Wer hat Sie besonders unterstützt in dieser heraufordernden Zeit?
Hedwig Uhlmann: Ich hatte die volle Unterstützung meines Aufsichtsrates, von allen Mitarbeitern, meiner Familie und von guten Freunden. Sie standen alle hinter mir und haben mir den Einstieg leicht gemacht. Das schafft Vertrauen. Den Aufsichtsrat hat mein Mann schon 1985 eingerichtet – sehr vorausschauend.

pactuell: In den fast 70 Jahren, die sie im Unternehmen arbeitete, hat sich vieles verändert. Schreibmaschinen wurden zu Computern, Telefone zu Smartphones. Wie stehen Sie zur Digitalisierung?
Hedwig Uhlmann: Man muss ein Leben lang lernen, offen und neugierig bleiben. Das gilt für jeden Einzelnen wie für das ganze Unternehmen. Um mit der Zeit gehen zu können, braucht man allerdings Werte, die Halt geben, und Ziele, die die Richtung vorgeben. Wir wollten Kunden immer die besten Maschinen liefern, ob nun digitalisiert oder nicht. Und ob Sie nun von Angesicht zu Angesicht oder am Bildschirm mit jemandem sprechen: Am anderen Ende ist immer ein Mensch, den Sie höflich und zuvorkommend behandeln sollten. Viele Dinge verändern sich, aber manche Dinge werden immer Bestand haben.
Als ihr Sohn Tobias Uhlmann 2007 den Vorsitz des Aufsichtsrats übernimmt, ist Hedwig Uhlmann besonders stolz, dass er es aus eigenem Antrieb tut. Wobei das Bedürfnis, Dinge anzupacken, nicht von ungefähr kommt.

pactuell: Welche Werte und Verhaltensweisen sind Ihnen und Ihrem Sohn für die Firmenkultur besonders wichtig?
Hedwig Uhlmann: Die Nähe zu den Mitarbeitetenden und deren Familien und die Wertschätzung jedes Einzelnen sind uns sehr wichtig. Unsere Türen stehen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter offen und wir möchten den persönlichen Kontakt unter anderem bei Jubilarehrungen und Verabschiedungen beibehalten.
Auch Betriebsfeiern sind dazu da, die Menschen näher kennenzulernen und miteinander lustig zu sein. Leider hat die Pandemie so viel verändert und unmöglich gemacht. Ich hoffe, dass diese schreckliche Zeit bald zu Ende geht.
Ich freue mich, dass die pactuell-Artikel nach wie vor auch von den Familienmitgliedern zu Hause online gelesen werden können. Wir hoffen, dass künftig mal wieder ein Familientag geplant werden kann, damit auch Angehörige unserer Mitarbeiter die Standortentwicklung in Laupheim live sehen können.
Von der kleinen „Hockete“ mit den 20 Firmenmitarbeitern über Glühweinfeste und Einweihungspartys bis zur gigantischen 70 Jahre-Feierlichkeit in der Donauhalle: Frau Uhlmann schätzt vor allem die vielen persönlichen Gespräche mit den Mitarbeitern und die freudigen Gesichter beim gemeinsamen Feiern.
Auch im Alltag lässt sie sich die Gespräche nicht nehmen, wenn sie mehrmals in der Woche in ihrem Büro im OG des neuen Bürogebäudes vorbeischaut und ihre E-Mails und die Post liest. Aber auch ihren Hobbys geht sie nach und genießt gutes Essen in Gesellschaft, Golf-Sport, Kunst und Musik.

Das pactuell-Team sagt Danke für das Gespräch und wünscht Frau Uhlmann weiterhin gute Gesundheit.
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